Kaninchen sind sehr liebenswürdige und interessante Haustiere, aber sie sind längst nicht so anspruchslos, wie gemeinhin angenommen wird.
Kaninchen sind ohne Frage niedliche und putzige Gesellen, die einem viel Freude bereiten können. Sie sind jedoch keine anspruchslosen Kuscheltiere, sondern reagieren nicht selten mit
unerwünschtem Verhalten, wenn ihre Bedürfnisse missachtet werden.
Um Enttäuschungen und Haltungsprobleme zu vermeiden, ist es wichtig, sich vor der Anschaffung darüber klar zu werden, ob Kaninchen wirklich das Richtige sind und ob man seinerseits auch den
Kaninchen gerecht werden kann.
Die folgenden Fragen sollen erste Antworten liefern, die Ihnen dabei helfen, herauszufinden, ob Kaninchen für Sie das Richtige sind.
Wer ein "Kuscheltier" haben möchte, der hat sich bei Kaninchen meist vergriffen. Viele Kaninchen sind in erster Linie Beobachtungstiere, die sich ungern anfassen zu lassen und nur eine lockere
Beziehung zu ihren Haltern aufbauen.
Kaninchen sind charakterlich sehr unterschiedlich. Von den scheuen Kaninchen, die gar nichts mit Menschen zu tun haben wollen bis hin zu sehr menschenbezogenen Kaninchen, die von sich aus
Kunststücke ausführen um dem Menschen zu gefallen, gibt es alles. Auch handzahme und sogar höchst verschmuste Kaninchen kommen vor, man sollte sich aber nicht darauf verlassen.
In einem geeigneten Gehege sind Kaninchen einen Großteil des Tages mit Fressen, Dösen, ihren Artgenossen und den im Gehege angebotenen Möglichkeiten beschäftigt und langweilen sich auch ohne
menschliche Zuwendung nicht. Sie können daher gut von berufstätigen Menschen gehalten werden. Eine Pärchen oder Gruppenhaltung ist zwingend, Einzelhaltung wird der sozialen Tierart nämlich
überhaupt nicht gerecht.
Auch das Füttern und eine Grobreinigung des Geheges können kurz gehalten werden. Nicht ganz unerheblich ist der Zeitbedarf für das Besorgen des Futters, welches im Idealfall eine Menge
frisch gepflückter Futterpflanzen enthält. Abhängig von der Fellstruktur ist bei einigen Langhaarrassen außerdem eine regelmäßige Fellpflege
nötig.
Mindestens einmal wöchentlich wird das Gehege gründlicher gereinigt.
Je nach der geplanten Haltung ist mit Anschaffungskosten von mindestens 200 € (Innenhaltung) bzw. 400 € (Außenhaltung) zu rechnen.
Die laufenden Kosten pro Monat für Futter und Einstreu liegen für ein Pärchen bei durchschnittlich 30 € . Diese Kosten variieren jedoch stark und sind abhängig davon welchen Anteil am Futter
frische Wildpflanzen ausmachen. Bei einer Ernährung auf Basis von gekauftem Gemüse benötigen Kaninchen pro Monat etwa das Fünf- bis Zehnfache ihres Körpergewichts an vielfältigem
Gemüse.
Kaninchen sollten zwingend gegen RHD und Myxomatose geimpft werden, wofür pro Kaninchen etwa mit 30 € gerechnet werden
kann.
Wird ein Tier krank, können die Tierarztrechnungen höhere Beträge erreichen. In Deutschland sind die Gebühren der Tierärzte in der Tierärztegebührenordnung (GOT) geregelt.
Ein oft unterschätzter Punkt in der Haltung von Kaninchen ist der Platzbedarf. Kaninchenkäfige oder Ställe aus den Zoohandlungen sind für die bewegungsfreudige Tierart viel zu klein. Um sich
wohlzufühlen, gesund zu bleiben und keine Verhaltensstörungen wie Gitternagen und übersteigerte Aggressivität zu entwickeln, benötigen Kaninchen ein Gehege mit mehreren Quadratmetern Platz und
der Möglichkeit sich gegenseitig aus dem Sichtfeld zu gehen.
Je mehr Platz für das Gehege aufgebracht werden kann, desto besser. Das Kleinste, was an Gehegegrößen zumutbar ist, sind etwa vier Quadratmeter für eine kleine Gruppe von 2 - 3 Kaninchen, ein
wirklich kaninchengerechtes Gehege ist jedoch deutlich geräumiger.
Ein Gehege kann sowohl im Garten, als auch in der Wohnung errichtet werden. Bei Innenhaltung kann auch eine freie Zimmer- oder Wohnungshaltung praktiziert werden.
Besonders in Innenhaltung besteht häufiger und intensiver Kontakt mit Heu, Stroh, Einstreu und Tierhaaren. Aber auch Tiere in Außenhaltung wollen gefüttert, vielleicht auch mal gebürstet und die
Ställe ausgemistet werden. Um die eigene Gesundheit und diejenigen seiner Mitbewohner nicht zu gefährden und um die neuen Tiere nicht gleich nach der Anschaffung wieder weitervermitteln zu
müssen, empfiehlt es sich vor der Anschaffung mit einem Test beim Hautarzt und/oder einem "Praxistest" mit den entsprechenden potentiellen Auslösern Klarheit zu
schaffen.
Selbst wenn niemand allergisch auf die Kaninchen reagiert, so bringt eine Innehaltung immer ein gewisses Maß an Schmutz ins Haus. Abgerissene Tapeten, Nagespuren an den Möbeln oder
Urinflecken im Teppich lassen sich nicht ganz ausschließen, und mit einigen herumfliegenden Haaren und Einstreu muss sogar gerechnet
werden.
Kaninchen können etwa zehn Jahre alt werden und müssen während dieser Zeit jeden Tag mit Futter versorgt werden. Da bei Abwesenheiten des Halters eine Ersatzperson diese Aufgabe übernimmt, können
je nach Lebensumständen kurzfristige Abwesenheiten zu einem Problem werden. Aber auch die normale Urlaubsplanung ist bei einem Haushalt mit Tieren um diesen Faktor erweitert.
Kaninchen benötigen
- für eine ausgeglichene Darmflora und
- für den regelmäßigen Abrieb der Zähne
einen hohen Anteil an Rohfasern.
Grundnahrungsmittel für Kaninchen ist daher Heu, Heu und nochmals Heu. Kombiniert mit Stroh, was weniger gefressen als zernagt wird, hat man hier dann eine gesunde Basis und gleichzeitige Beschäftigungstherapie geschaffen.
Hier ein paar Anreize für die tägliche Frischfütterung:
Obst
Apfel (möglichst ohne Kerne, kann zu Darmreizungen führen, in kleinen Mengen), Banane (ohne Schale), Erdbeeren mit Grün, gelegentlich Birne, Ananas und Kiwi.
Gemüse
Fenchel, Möhre + Möhrengrün, Gurke, Petersilienwurzel, Pastinaken, Paprika (ohne Strunk und ohne Kerne), Stangen- und Knollensellerie, Steckrübe (Futterrübe), Gurke
Zweige
Gehölz von Obstbäumen (Apfel, Birne, Johannis- und Heidelbeeren) und Haselnusssträuchern (ungespritzt) sowie gelegentlich von Birke, Eiche und Pappel wird ebenfalls gerne genommen. Gleiches gilt für Kräuter und Wildgewächse wie Petersilie, Basilikum, Brennessel, Kamille, Löwenzahn, Minze, etc.
gesunde Futterpflanzen für Kaninchen:
- Löwenzahn mit Blüten
- Spitz- und Breitwegerich
- Gänsefuß
- Hasenscharte
- Luzerne
- Schafgabe
- Gemeiner Beifuß
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Ein hervorragendes Grünfutter ist auch Topinambur. Die recht hübsche Blume (Knollengewächs) kann komplett (Blüte, Blätter und Stengel) verfüttert werden. Die Zwiebel an sich nur in Maßen, da sehr stärkehaltig. Wir haben für unsere Kaninchen eigens ein Beet mit Tobinambur angelegt.
Vorsicht ist geboten bei Salat und Kohl. Diese können zu Unverträglichkeit mit erheblichen Darmproblemen und Durchfall führen. Insbesondere Kohl verursacht häufig Blähungen!
Männliche Kaninchen werden in erster Linie kastriert, damit sie keinen Nachwuchs zeugen können. Denn nur so können sie in Gefangenschaft tiergerecht zusammen mit anderen Kaninchen gehalten
werden.
Es ist nicht möglich, einen unkastrierten Rammler zu einem männlichen Kaninchen zu setzen (egal ob der zweite kastriert ist oder nicht), da dieser Zustand zu Kämpfen führen kann, in denen sich
beide Kaninchen schwer verletzen oder gar töten können. Die Kosten nach den Verletzungen können die Kosten der Kastration schnell um ein Vielfaches übersteigen. Und auch wenn zwei Rammler sich
gut vertragen, kann man sich nicht darauf verlassen, dass es immer so bleibt. Die Stimmung kann von einer Stunde auf die nächste kippen und sogar zwischen Rammlern, die schon jahrelang friedlich
zusammenleben, kann es zu tödlichen Verletzungen kommen.
Ebenso wenig ist es möglich, ein nicht kastriertes Männchen zu einem kastrierten Weibchen zu setzen. Denn anders als in der freien Natur können sich Kaninchen in einem Gehege, und sei es noch so
groß, nur unzureichend aus dem Weg gehen. Das Weibchen würde unter Umständen übermäßig häufig umworben und berammelt werden, was wiederum zu viel Stress für alle Beteiligten führt. Auch kommt es
in solchen Beziehungen häufig zu Streitereien, da Weibchen auch mal aggressiv reagieren, wenn sie nicht ständig belästigt werden möchten. Für sehr alte Kaninchen, die der Tierarzt aus
medizinischen Gründen nicht mehr kastrieren möchte, kann diese Kombination jedoch auch eine gute Möglichkeit sein um einem alten Herrn zu Gesellschaft zu verhelfen.
Als angenehmer Nebeneffekt ist das Zusammenleben mit einem Kastraten auch für den Halter angenehmer. Unkastrierte Rammler markieren gerne ihr Revier, indem sie ihren Urin verspritzen. Dieser
Markierungsurin riecht sehr unangenehm und ist kaum aus Möbeln oder von der Tapete zu entfernen.
Fazit: Männliche Hauskaninchen sollten immer kastriert werden. Bei der Kastration handelt es sich um eine unkomplizierte Routineoperation, die nicht allzu teuer ist (ca. 30 - 60 €) und dem
Kaninchen und seinem Besitzer viele unschöne Situationen erspart.
Ja, unbedingt. Unkastrierte Rammler zusammen zu halten ist riskant, es passiert leider nicht selten, dass sie sich lange Zeit gut verstehen und sie urplötzlich von einem Tag zum anderen
"durchdrehen" und sich gegenseitig ohne ersichtlichen Grund attackieren. Diese Kämpfe können schwere Verletzungen mit sich bringen und sogar mit dem Tod eines Tieres enden. Wird nur ein Tier
kastriert, kann es dennoch zu Kämpfen kommen, zudem besteht dann Gefahr, dass der unkastrierte Rammler den Kastraten terrorisiert. Da man früher oder später sowieso kastrieren muss, lohnt es
sich, die Kastration so früh wie möglich anzusetzen, denn verpasst man den optimalen Zeitpunkt und zerstreiten sich die Rammler erst einmal, so ist die Gefahr groß, dass sie sich auch nach der
Kastration nicht wieder versöhnen.
Der Erreger der Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD) ist ein unbehülltes RNA-Virus, von dem bislang die drei Subtypen RHDV und seit 2010 auch RHDV2 bekannt sind.
Das Virus ist in der Umwelt sehr widerstandsfähig und kann bei Temperaturen von + 25 °C über einen Zeitraum von dreieinhalb Monaten und bei Temperaturen von
+ 4 °C sogar siebeneinhalb Monate lebensfähig und infektiös bleiben. Aber auch Temperaturen von +60°C kann das Virus 2-3 Tage überleben.
Direkte Erregerübertragung durch | Indirekte Erregerübertragung durch |
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Kot | Kleider, Schuhe usw. |
Harn | (Grün-)Futter |
Speichel | Käfige und Einstreu |
Nasen- und Augensekret | Reinigungs- und Arbeitsgeräte |
Deckakt | Insekten/Wildvögel/Schadnager |
Hund oder Mensch | Staub |
Zu den virusübertragenden blutsaugenden Insekten gehören Stechmücken und Stechfliegen sowie Kaninchenfloh, Läuse und Milben.
Seit Sommer 2014 besteht die ungetrübte Klarheit, auch Deutschland ist befallen von der neuen Form der RHD. RHDV2, wie sie heute offiziell genannt wird. Seit 2013 (Nordrhein Westfalen) breitet sich die neue Form über Deutschland aus. 2014 wurden Fälle in Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen und Baden-Württemberg nachgewiesen. Im Jahr 2016 treten bei zahlreichen Kaninchenzüchter starke Jungtierverluste auf. Grund hierfür kann auch das aggressive und widerstandsfähige RHDV-2 Virus sein.
Viren passen sich an
Auch Viren sind keine statischen Objekte, welche einmal da sind und dann in der bestehenden Form für immer bleiben. Nein, auch sie passen sich ihrem Milieu an, so dass im Laufe der Zeit immer
mehr verschiedene Typen vorhanden sind. Deshalb entwickeln Impfstoffhersteller ihre Impfstoffe immer weiter und passen sie den aktuellen Bedingungen an. In diesem Fall war die Veränderung derart,
dass herkömmliche Impfstoffe einen deutlichen Wirkungsverlust erlitten hatten. Somit ist auch zu erklären, dass beständig geimpfte Bestände von der Erkrankung betroffen
waren.
Was ist aber nun das besondere an der „neuen Form der RHD“?
Bei den Verlaufsformen gibt es dieselbe Klassifizierung wie bisher, mit dem Unterschied, dass überwiegend die perakuten Fälle auftreten. Hierbei verenden die Tiere so schnell, dass die typischen
Blutungen aus Nase und Vaginalgegend nicht auftreten. Das heißt, es sind oftmals äußerlich keine Anzeichen einer Krankheit nachvollziehbar. Aber auch die Aggressivität, mit welcher diese Form
auftritt, unterscheidet sich von allem bisher Dagewesenen. So sind die Verluste in Beständen, welche nicht geimpft sind bei 90-100% der Tiere. Bei der klassischen Form lagen sie deutlich
darunter.
Wie kann ich meine Tiere schützen?
Aktuell gibt es in Deutschland 2 Impfstoffe.
a) Cunivak RHD der Firma IDT
b) Rika-Vacc der Firma Riemser
Hier wirken jeweils nur die EINZELIMPFSTOFFE. Deswegen ist im Hinblick auf den Schutz vor RHDV-2 und Myxomatose die ortsgetrennte Applikation der Einzelimpfstoffe vorzuziehen.
Beide Impfungen schützen nicht vor Infektion und möglicherweise Virusausscheidung, jedoch vor schweren, letalen Verläufen einer RHDV-2 Infektion.
Impfschema: 2 Impfungen im Abstand von 3 Wochen, dann Wiederholung alle 6 Monate
ALTERNATIVE: Da auch doppelt geimpfte Tiere mit oben genannten deutschen Impfstoffen häufig versterben, ist der sicherste Schutz ein ausländischer Impfstoff!
- Frankreich: Filavac VHD C+V
- Spanien: Cunipravac
Diese Impfstoffe erhalten Tierärzte nur durch eine Ausnahmegenehmigung! Aufgrund des deutschlandweiten Ausbruches haben aber viele Tierarztpraxen diesen Impfstoff vorrätig.
Die Myxomatose ist eine Kaninchenseuche, die durch das Myxomatosevirus hervorgerufen wird. Die Erkrankung ist in Deutschland weit verbreitet und die Gebiete, in denen die Myxomatose gehäuft und immer wieder vorkommt (Endemiegebiete), werden immer zahlreicher. In Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen und der damit einhergehenden Anzahl von Mücken, die das Virus u.a. übertragen, und dem Auftreten der Krankheit in der Wildkaninchenpopulation, die ein natürliches Erregerreservoir darstellt, kristallisieren sich regelrechte Seuchenjahre heraus.
Ein sehr hohes Infektionsrisiko besteht in den folgenden Gebieten:
Übertragung
Das Virus wird hauptsächlich über stechende und Blut saugende Insekten wie Mücken, Milben, Zecken und den Kaninchenfloh übertragen. Vor allem Mücken sorgen für die Ausbreitung der Erkrankung über weitere Distanzen. Die Virusübertragung ist aber auch durch direkten Kontakt beim gegenseitigen Berühren und Beschnuppern möglich.
Die Erkrankungs- und Verlustrate kann in ungeschützten Beständen bis zu 100 % betragen.
Dies ist abhängig vom krankmachenden Potenzial des Virus und der jeweiligen Ansteckungsdosis. Solch ein Verlustgeschehen kann die züchterische Arbeit von vielen Jahren zerstören und sogar zum Totalverlust des Zuchtbestandes führen.
Die vorbeugende Impfung stellt den einzigwirksamen Schutz vor diesem Szenario dar. Damit jedoch eine belastbare Immunität gegenüber Myxomatose aufgebaut wird, die gefährliche Seuchenzüge verhindern kann, muss der Durchimpfungsgrad der Kaninchenpopulation bei mehr als 70 % liegen. Nur eine geschlossene Impfdecke kann bei Seuchenzügen schützen und ist daher anzustreben.
Da die Myxomatose, mit einem Höhepunkt vom Frühling bis zum frühen Herbst, grundsätzlich ganzjährig auftreten kann, ist ein ständiger Schutz der Kaninchen in Heimtierhaltung und die regelmäßige Impfung in den Zuchtbeständen zwingend notwendig.
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